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Fluss­bad Ber­lin e.V. und We­Wa­ter

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Fluss­bad Ber­lin e.V. und We­Wa­ter

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Zwei Organisationen, ein gemeinsames Ziel

Der gemeinnützige Verein Flussbad Berlin e.V. beschäftigt sich mit dem Projekt FLUSS BAD BERLIN seit mehreren Jahren mit der ökologischen Umgestaltung des Spreekanals und will für die Zukunft ein Flussbad in der historischen Mitte Berlins ermöglichen. Dabei soll die weitgehend ungenutzte Schifffahrtsstraße und ehemalige Entwicklungsachse der Stadt als öffentlicher Raum wiederbelebt und der Aufenthalt am Wasser im Zentrum der Stadt ermöglicht werden.

Entlang des etwa 1,9 Kilometer langen Spreekanals entstehen eine Biotoplandschaft und ein Bereich zur natürlichen Reinigung des Flusswassers. Im anschließenden, etwa 850 Meter langen Abschnitt des Kanals machen an mehreren Stellen Freitreppen den Zugang zum Wasser möglich und laden zum Schwimmen ein.

Aus diesem Grund sind die Themen Wasserreinigung, Wasserreinhaltung, Gewässerschutz und Wasserhygiene für das Projekt FLUSS BAD BERLIN von besonderer Bedeutung.


Schwimmbereich zwischen ESMT und Auswärtigem Amt, Blick auf die neue Wehranlage, den Filter (im Hintergrund) und Umkleiden am neu gestalteten Schlossplatz, Projektdarstellung 2019, cc Flussbad Berlin e.V.

Der Testfilter im Kahn

Seit 2017 beprobt der Verein auf einer installierten Testfilter-Anlage auf dem Lastkahn „Hans-Wilhelm“ engmaschig das Wasser im Spreekanal mit Hilfe mehrerer Filterverfahren. Dadurch konnte ein wachsendender Bestand an Daten generiert werden, der genauere Aussagen über den Zustand des Gewässers und die Wasserqualität ermöglicht. 

Diese Daten bilden die Grundlage für die Entwicklung von lokalen Lösungsansätzen zur Wasserreinigung und Wasserreinhaltung. Im Kahn sind drei Testfilterbecken mit einem Fassungsvermögen von je 24 m3 installiert. Der Unterschied zwischen den Filterbecken liegt in der Verwendung des jeweiligen Filtermaterials, der steuerbaren Durchflussmenge sowie der Durchflussrichtung. 

In Filter eins besteht das Filtergranulat aus Blähton und in Filter zwei aus Lavagestein. In Filter drei befindet sich Kies mit einer feinen Körnung. In dem kleinsten abgedeckten Becken mit einem Fassungsvermögen von 8 m3 befanden sich früher Muscheln, welche mittlerweise durch Kies mit einer gröberen Körnung ausgetauscht wurden. 

Im letzten Becken mit einem Volumen von 70 m3 ist der Schwimmbereich im Maßstab von 1:80 als Frischwasserbecken simuliert, das einmal pro Tag mit gefiltertem Wasser befüllt wird. Dabei können die jeweiligen Filterbecken parallelgeschaltet werden, weswegen auch die Untersuchungen parallel ablaufen und so ein direkter Vergleich der Wirksamkeit der unterschiedlichen Filter ermöglicht wird.  

Schemaschnitt durch den Pflanzen-Kies-Filter, cc Flussbad Berlin e.V.
Kahn mit Testfiltern im Längsschnitt, cc Flussbad Berlin e.V.

Die Kooperation


Aufgrund der gemeinsamen Ziele, wie der Wasserreinigung, -reinhaltung und -hygiene – und Dank der Hilfe des unterstützenden Teams des Flussbad Berlin e.V. – hat sich für WeWater die Möglichkeit ergeben, den AQQAcube im Praxiseinsatz auf deren Kahn zu testen. Hierbei wurde ein Langzeittest entwickelt, wobei das Oberflächenwasser der Spree durch eine Ultrafiltrationstechnologie aufbereitet wird. 

In der Testfilter-Anlage von Flussbad Berlin selbst, wird zum einen die Filtrationswirkung im Zusammenhang mit der jeweiligen Gewässergüte beobachtet. Zum anderen wird auch der grundsätzliche Aufbau und die Betriebsweise der Filter untersucht und gemessen, um Rückschlüsse auf den zukünftigen Projektfilter ziehen zu können. 

Als Anforderungen aus hygienischer Sicht sind insbesondere das Wachstum von Algen und Cyanobakterien (auch Blaualgen genannt), die die menschliche Gesundheit gefährden können, zu beobachten. Phosphor beugt dem Wachstum der schädigenden Organismen vor, weswegen dessen Gesamtwert ebenso gemessen wird. 

Darüber hinaus erfasst die Anlage über eingebaute Sensoren permanent die Parameter Wassertemperatur, Durchflussmenge, Leitfähigkeit, Trübung, pH-Wert, Chlorophyll- und Sauerstoffgehalt. Die Sichttiefe wird aufgrund von Sicherheitsaspekten ebenfalls beobachtet, da die Erkennung und Rettung Ertrinkender ein wichtiger Aspekt ist für die zukünftige Umsetzung ist. 

Da aufgrund von Überlaufereignissen aus der Kanalisation, z.B. aufgrund von Starkregen, die Spree kurzzeitig extrem belastet wird, stehen drei automatische Probenehmer auf der Anlage, die in kurzen Abständen Mischproben an verschiedenen Stellen der Anlage entnehmen, speichern und kühlen. Auch diese werden gesammelt im Labor untersucht.

AQQAcube vor dem Bio-Schilffilter

Für WeWater spielt die Charakterisierung des Oberflächenwassers eine wichtige Rolle, da gerade an den Projektstandorten bisher in Kenia und Uganda, Wasser aus Flüssen oder Seen als Trinkwasserquellen dienen.

Das filtrierte Wasser wird dabei von uns selbst und in Laboren untersucht und die Qualität vor und nach der Filtration verglichen, um die Aufbereitungsleistung stetig zu untersuchen. Neben den bereits erwähnten Parametern wird das Wasser zusätzlich auf Wasserqualitätsparameter wie E.Coli-Konzentration, Chlor, Nitrate etc. untersucht, da deren Reduktion die Wirksamkeit einer Aufbereitungsmethode widerspiegeln. 

Doch nicht nur darauf wird geachtet, sondern auch auf die Performance des Cubes. Dabei wird untersucht, ob ein stetiger Betrieb einen negativen Einfluss auf die Leistung des Produktes in Form von sinkender Durchflussrate hat. Hierbei sollen Optimierungspotentiale ermittelt werden, um so unser Produkt auch kritisch zu betrachten und dies stetig zu verbessern, um eine zuverlässige Trinkwasseraufbereitung gewährleisten zu können. 

Das Projekt wird im Rahmen einer Masterarbeit betreut und bearbeitet. Der angepasste AQQAcube wurde von Weise Water GmbH gestiftet, weswegen sich für WeWater nur Materialkosten als Aufwand ergeben. Die Betreuung und Auswertung findet, wie unsere gesamte Arbeit, ehrenamtlich statt.

Angepasster Aufbau des AQQAcubes

Weitere Informationen zum Flussbad Berlin e.V. findet ihr unter

http://www.flussbad-berlin.de

Der Kahn befindet sich zur Zeit im Märkischen Ufer und kann vom Land aus betrachtet werden.

https://goo.gl/maps/AUNxUAk1nU3zNpZ99

Außerdem findet ihr im Flussbad-Garten am Spreekanal weitere Infotafeln zum Projekt.

https://goo.gl/maps/ycYfZhfiE6qdrzuC6


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Josi Lins

ÜBER DEN AUTOR

Josi studiert Wirtschaftsingenieurwesen – Energie- und Umweltressourcen, war zuvor bei Technik ohne Grenzen e.V. (TeoG) in der Regionalgruppe Leipzig tätig und ist dank TeoG auf WeWater gestoßen. Als WeWater Teammitglied seit 2019 dabei, beschäftigt sie sich mit Fundraising und Projektumsetzungen in Uganda.


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