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Sau­be­res Trink­was­ser für den Flücht­lings­ort Bw­eya­le in Ugan­da

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Sau­be­res Trink­was­ser für den Flücht­lings­ort Bw­eya­le in Ugan­da

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von Hannes Schwessinger

Von Nienburg aus zog es mich nach dem Abi in die Welt. Ich mochte stets die Ferne, das Reisen ins Unbekannte und das Entdecken neuer Kulturen. Bei meinen Reisen stellte ich fest, was für ein unfassbares Privileg das unbeschwerte Reisen ist. Denn bei meinen Reisen bemerkte ich, wie gut wir es hier in Deutschland haben. Wir haben beispielsweise eine funktionierende Kanalisation und können Leitungswasser direkt aus dem Hahn trinken.

Rückblick: Wie alles begann

Um meinen Teil zur Verbesserung der Umstände beizutragen, engagierte ich mich dauerhaft in einer Organisation der Entwicklungszusammenarbeit. So verband ich eine Urlaubsreise stets mit etwas Nützlichem und organisierte ein Recyclingprojekt in Ghana oder half Steven ein paar Jahre später bei einem Brunnenbau in Uganda. Den Menschen eines Landes bei der gemeinnützigen Arbeit nahe zu kommen, mit ihnen zu lachen, zu schwitzen, zu diskutieren und natürlich auch ein Feierabendbier zu trinken, erfüllte mich stets mit Freude.

Irgendwann kam Steven, mit dem ich auch in Uganda aktiv war mit neuen Menschen und einer Idee um die Ecke. Und dann ging alles ganz schnell. Wir gründeten eine eigene NGO. Mit im Gepäck: ein innovativer Ingenieur, vier freiwillige Gründer und unser eigener Wasserfilter, der die Zukunft von tausenden Menschen verbessern sollte.

Wir begannen damit Spenden zu sammeln, Termine zu machen und uns vorzustellen. Auch die Stadtwerke Nienburg waren interessiert und wollten unsere Filtertechnologie kennenlernen. Mit Erfolg. Die Stadtwerke spendeten, sodass wir einen weiteren Wasserfilter produzieren und in Bweyale in Uganda installieren wollten. Doch dann kam Corona.

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf unsere Arbeit

Ich war schon für einen ersten Projekteinsatz im August 2019 in Bweyale, kannte die Örtlichkeiten und seine Bewohner*innen. Denn im Norden Ugandas hat sich entlang der Bobi Masindi Road der Flüchtlingsort Bweyale gebildet. Dort leben etwa 100.000 Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturen. Viele von ihnen sind aus dem Südsudan geflüchtet. Der deutsche Verein Life for all e.V. organisiert am Rande Bweyales Schulbildung für die jüngsten Menschen des Kinderdorfes. Dafür wurden mehrere Schulen gebaut, Lehrer*innen eingestellt und für Nahrung gesorgt. Das größte Problem der Menschen vor Ort war stets fehlendes sauberes Trinkwasser. Die Kinder und Lehrkräfte erkrankten regelmäßig durch Typhus-Erreger aus dem Wasser von Brunnen, Bohr- und Wasserlöchern. Einige mussten wegen der Erkrankung lange ins Krankenhaus. Da unser Wasserfilter AQQAcube ideal für die Größe des Kinderdorfes war und pro Tag bis zu 1200 Liter Wasser filtern kann, entschieden wir uns kurzfristig für eine Wasserfilter-Spende. Mit Erfolg. Die Typhus-Erkrankungen sanken nachweislich auf ein Minimum.

Im Frühjahr 2020 sollte ein weiterer Wasserfilter folgen und etwa 400 weiteren Menschen täglich sauberes Trinkwasser aufbereiten. Dieses Mal war der Einsatzort nicht für das Kinderdorf mit seinen Schulen, sondern für einen Teil der Bevölkerung in Bweyale geplant. Leider verhinderte Corona eine Einreise nach Uganda. Wir mussten unsere Flüge stornieren. Im Kern unserer Arbeit vor Ort stehen stets die Installation und Inbetriebnahme der Wasserfilter sowie Hygiene-Schulungen. Wie sollten wir das ohne Einreise nach Uganda bewerkstelligen?

Bweyale, Foto aus 2019
Bweyale, Foto aus 2019

Mehrsprachige Produktvideos für die Schulung von wertvollem Wissen

Mit den Ausgangssperren in Deutschland und Uganda sowie einer weltweiten Reisewarnung war es uns nicht mehr möglich nach Uganda zu reisen. Auch geschäftliche Meetings wurden untersagt. Unsere regelmäßigen Treffen in Deutschland organisierten wir fortan über Online-Meetings. Da kam uns die Idee, dass auch die Schulungen unserer Produkte auf digitalem Wege möglich waren.

Also trafen wir uns nach den ersten Lockerungen in Deutschland an einem Wochenende und produzierten Schulungsvideos für unsere Wasserfilter, die es den Menschen in Uganda ermöglichen sollten, auch ohne unsere Anwesenheit die Filter zu installieren und in Betrieb zu nehmen. Außerdem produzierten wir Videos zur Wartung und Desinfektion in englischer und deutscher Sprache. Ein befreundeter Pfarrer aus Uganda erklärte sich zwischendurch bereit die Untertitel der Videos in Luganda, eine in Uganda weit verbreitete lokale Sprache, zu übersetzen. Trotz Reiseverbot konnten wir so die Menschen vor Ort im Umgang mit den Wasserfiltern schulen.

Unsere Schulungsvideos findest du hier.

Transport der Wasserfilter nach Uganda

Die erste Hürde war genommen. Nun mussten wir die Filter nach Uganda bringen. Zuletzt organisierten wir das über die Airlines und gaben die Wasserfilter als Sperrgepäck auf. Ein enormer Vorteil, denn Passagier*in und Gepäck sind stets am gleichen Ort. Viele Logistikunternehmen reduzierten im Corona-Lockdown ihren Betrieb. Die wenigen, die ihre Dienstleistungen noch anboten, taten dies für immense Preise. Also recherchierten wir, stellten Anfragen und führten Telefonate. Schlussendlich beauftragte unser Ingenieur einen Logistikpartner, der den Transport zu einem akzeptablen Preis durchführte. Allerdings erfolgte der Versand nur bis zum Flughafen nach Entebbe. Eine Lieferung von Tür zu Tür war wegen der strengen Auflagen ebenfalls nicht möglich.

Wie sollten die Filter während der Ausgangssperre aus dem Zoll geholt werden? Und wie nach Bweyale gebracht werden? Ein neues Problem trat auf, das wir schnell lösten. Hier konnten wir auf die großartige Hilfe des befreundeten Partners von Lichtstrahl Uganda e.V. setzen. Lichtstrahl sollte Filter für die Krankenhäuser nahe der Großstadt Gulu erhalten und organisierte die Logistik im Land. Denn die Mitarbeiter*innen des Krankenhauses erledigten einen Krankentransport, kauften in der Hauptstadt medizinisches Equipment ein und nahmen auf dem Rückweg den Wasserfilter mit nach Bweyale. Innerhalb eines Tages erreichte der Wasserfilter den Einsatzort. Wir waren erleichtert.

Ankunft AQQAcube Kenia
Ankunft AQQAcube Kenia

Sauberes Trinkwasser dank AQQAcube
Sauberes Trinkwasser dank AQQAcube

Auf der Suche nach dem perfekten Standort

Normalerweise ist beim Eintreffen der Wasserfilter im Zielgebiet stets der Einsatzort klar, alle Beteiligten wissen Bescheid und entsprechende Genehmigungen liegen vor. Eigentlich. Doch bisher fanden unsere Einsätze auch nicht während einer weltweiten Pandemie statt. Die Folgen der Corona-Pandemie führten dazu, dass der ursprünglich vorgesehene Standort vor einem Modegeschäft nicht mehr möglich war. Wie auch viele Geschäfte bei uns, wurde das Modegeschäft aufgrund eines Lockdowns geschlossen. Also begann mit der Ankunft der Wasserfilter eine neue Standortsuche. Die politischen Kontakte zum Ort Bweyale erwiesen sich leider nicht als hilfreich. Doch konnten wir auf andere Wegbegleiter setzen. Ohne die wichtigen Kontakte ins Land und den Unterstützern WeWaters wäre dieses Vorhaben aus der Ferne wohl ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Unsere Freunde vom Kinderdorf in Bweyale engagierten sich und fanden den idealen Standort westlich der Hauptstraße im Stadtbezirk Nyamusasa.

Dort hat der Arzt Patrick Oceon eine kleine Praxis und versorgt tägliche viele Patientinnen und Patienten. Er konnte den Nutzen unseres Wasserfilters AQQAcube, der täglich mehrere hundert Liter Wasser ohne den Einsatz elektrischer Energie und Chemikalien reinigen kann, sofort einschätzen. Also erklärte er sich bereit, den Wasserfilter bei sich aufzustellen, ihn zu pflegen, zu warten und halbjährlich zu desinfizieren. Wer sicheres und sauberes Trinkwasser brauchte, hatte fortan vor seiner Praxis kostenlosen uns öffentlichen Zugang dazu.

Mehr als 1000 Liter sauberes Trinkwasser pro Tag

Am Anfang stellte Patrick Oceon fest, dass die Menschen sehr skeptisch gegenüber unserem Wasserfilter waren: Schwer vorstellbar, dass eine große blaue Tonne einfach so das Wasser von Unreinheiten befreit. Verständlich. Wir freuen uns auch selbst immer wieder darüber, dass unsere Innovation, eine mechanische Filtermembran, nachweislich 99,9999 Prozent aller Bakterien zurückhält.

Doch mit der Zeit probierten immer mehr Menschen den AQQAcube nach Anleitung von Patrick Oceon aus. Das sprach sich herum. Innerhalb von zwei Wochen war der Wasserfilter im ganzen Stadtbezirk bekannt. Die Menschen standen Schlange und bedienten sich mehrmals täglich am AQQAcube. Da kam ein weiterer Standortvorteil zum Vorschein. Patrick Oceon verfügt über einen eigenen Wasserzugang. So konnte der AQQAcube permanent aufgefüllt werden, um neues Trinkwasser zu filtern. Schätzungen des Arztes sagen, dass am Tag mehr als 1000 Liter sauberes Trinkwasser aus dem Filter entnommen wurden. Diese Zahl erfüllt uns mit Stolz. Stets kalkulieren wir die Filterleistung unserer Wasserfilter sehr pessimistisch. Hier zeigte sich, dass der AQQAcube unter den dortigen Gegebenheiten und bei mehreren Stunden Wasserentnahme pro Tag zu Höchstleistungen aufläuft.

Vor allem mitten in der Corona-Pandemie war die Bereitstellung sauberen Trinkwassers ein Segen für die Menschen. Ein Projekteinsatz, der sich sehr gelohnt hat.

Spendenmöglichkeiten findest du hier: https://www.wewater.org/spenden

Oder du spendest direkt auf unser Spendenkonto:
WeWater gUG
Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE90 3702 0500 0001 6026 01
BIC-/SWIFT: BFSWDE33XXX

Vielen Dank für deine Unterstützung!

Dieser Beitrag erschien zunächst im Kundenmagazin „Energie Aktuell“ der Stadtwerke Nienburg. Aber natürlich wollten wir euch den Text nicht vorenthalten.


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Christoph Meise

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